Folge 7

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**** DEUTSCH

SR: rampe?
tier: reicht!
SR: 20 minuten podcast über..
tier: wie arbeit krank und behindert machen kann
SR: ich bin SchwarzRund und schreib zurzeit an einem buch wo das auch als thema vorkommt bei einer protagonistin
tier: ich bin simo tier und arbeit hat mich krank und behindert gemacht (lacht) aber ich mache auch andere sachen, also keine lohnarbeit mehr, aber ich arbeite ganz viel vor mich hin mit so kunst und bastel sachen
SR: nice! ja, genau also unser thema ist heute stress im berufsleben und wie stress auch halt eben auslöser sein kann von behinderungen, einschränkungen, psychischen erkrankungen und so weiter und so fort. wir werden heute ziemlich viel über unsere eigenen leben sprechen aber natürlich hat das ganze auch eine übergeordnete ebene, vielleicht gehen wir darauf irgendwann nochmal extra ein aber ich möchte trotzdem mit einem kleinen zitat dazu einsteigen um uns alle für’s thema aufzuwärmen. und zwar ist das aus dem buch Grenzenlos und Unverschämt von May Ayim und dort schreibt sie: „Rassismus ist oftmals ein direkter, noch häufiger ein subtiler stressfaktor von menschen afrikanischer herkunft. in den alten wie den neuen bundesländern ist diskriminierung und gewalt gegen migrant_innen und Schwarze deutsche inzwischen so alltäglich und offensichtlich geworden dass niemand mehr daran vorbei sehen kann. gewaltsame ausschreitungen sind jedoch nur die spitze des eisbergs. nicht minder gefährlich und tief verankert sind die subtileren formen von missachtung und ausgrenzung.“
tier: wow!
SR: ja, und das ist aus dem essay „Weißer Stress und Schwarze Nerven“ sie redete aber über diskriminierung, gesellschaftliche ausschlüsse und wie die stress generell darstellen. ja so schon mal als kleinen einstieg. wir wollen ja halt ein bisschen mehr über dich reden simo.
tier: ja, können wir machen.
SR: erzähl uns doch mal was du früher beruflich gelernt hast.
tier: ja das wissen ja nicht so viele leute, aber ich bin tatsächlich gelernter koch_! ich habe schon vor meiner ausbildung / lehre viel in gastro gearbeitet als so kellnernde person und auch in der küche und dann bin ich in eine gastronomie schule gegangen und habe das dann gelernt.
SR: in welchem land war das?
tier: das war in finnland also nicht in deutschland. und dann habe ich mehrere jahre in mehreren verschiedenen ländern als koch_ gearbeitet und dann habe ich mehrere jahre dann halt als in mehreren ländern als koch_ gearbeitet und ja, das hat mich ziemlich umgehauen ich nenne es dann immer dass ich quasi so ein burnout hatte..
SR: bevor wir dahin gehen, nur kurz, weil viele wissen das nicht erzähl wie so ein tag aussieht als koch oder so eine woche?
tier: (lacht)
SR: ja ich glaub wir kennen halt alle nur Chefkoch und denken alle tragen fancy klamotten und kochen eindert- halb stunden am tag und essen dann gute leftovers
tier: nö, ja schön wär’s! also manchmal isst mensch schon leckere sachen, aber ich habe auch versucht die meiste zeit nicht vollzeit zu arbeiten und mein nicht-vollzeit-arbeiten waren 50 bis 60 stunden die woche.
SR: OMFG! ok..was ist dann vollzeit arbeiten? die volle zeit? also die ganze zeit?(lacht)
tier: ja, also ich weiß dass leute dann so 70 bis es ist völlig… (der hund Monkey bellt) ja genau, Monkey, es ist völlig inhuman und das ist… (Monkey regt sich auf und SR versucht ihn zu überreden sich hinzulegen)
tier: ja, das krasse in diesem beruf ist ja auch dass es so zelebriert wird dieses mensch arbeitet unglaublich viel 13, 14 stunden am tag ist, völlig irgendwie am ende oder bzw das wirklich gezeigt dass mensch am ende ist sondern ist voll cool und packt alles! und das hat für mich überhaupt nicht funktioniert obwohl ich teilweise den job auch sehr gerne gemacht habe, das problem ist halt auch das in so einem… ja, abhängig von wo mensch arbeitet, aber so im restaurant kann so was ja auch sehr stressig werden. also ich wurde so richtig getimed von meinen chefs wie schnell ich verschiedene sachen mache und da wo ich am längsten gearbeitet hab, war das auch ein sehr sehr.. war das auch ein erfolgreiches restaurant was sehr sehr gut besucht war und da war halt vor allem am wochenende richtig richtig viel los und alles musste super, super schnell gehen und das war sehr anstrengend. die arbeit ist ja auch nicht nur dass abends wenn betrieb ist dass mensch arbeitet, sondern mensch fängt schon morgens an zu arbeiten um die ganzen vorbereitungen zu machen, also arbeitest du quasi schon einen ganzen tag so sieben, acht stunden um vorzubereiten um dann in die heiße phase zu gehen wo du dann noch mal mehrere stunden unter so einem krassen druck superschnell arbeiten musst uns super- präzise und das ganze ja auch die ganze zeit auf den beinen!
SR: und das putzenkommt auch noch irgendwann, oder?
tier: ja genau, am ende des abends dann wird dann alles aufgeräumt und geputzt und abgewaschen und das gehört alles dazu
SR: und also was ich weiß freund_innen die auch als köche gearbeitet haben – ganz toll vergangenheitsform hier auf jeden fall – ist, dass es ja auch mit dem alkohol und drogenkonsum nicht ganz so..
tier: (lacht) ja, also das ist ja jetzt auch keine keine neuigkeit, leute wissen ja dass ich, oder ich sage das auch immer so wenn ihr nicht wisst dann wisst ihr’s jetzt dass ich ein trockener alkoholiker_ bin beziehungsweise auch so drogensucht sachen hinter mich gebracht habe und das war halt auch die high phase oder hohe phase. da ohne ohne irgendwie alkohol und gras, was vor allem mein problem war, ging es halt gar nicht! irgendwie musst du ja auch am ende von so einem tag so schnell wie möglich runter kommen um schlafen zu können um dann den nächsten tag zu wuppen.
SR: ja, klar das macht total sinn! erst mal würde man jetzt nicht an gras denken da das nicht pusht, aber das pushen passiert wahrscheinlich durch die tätigkeit schon
tier: ja genau! also ich weiß ja auch dass amfetamine und solche sachen auch sehr verbreitet sind, es ist, also ich kenne keine person die nicht irgend ein drogenproblem entwickelt hätte in diesem job.
SR: wow! okay, also das setting ist quasi du hast diesen, diese ausbildung gemacht in finnland, deine eltern kommen ja aus finnland du bist in deutschland geboren, aber hattest ganz lange die deutsche staatsbürgerschaft nicht.
tier: nee, genau!
SR: dann hast du die ausbildung in finnland gemacht und bis dann in verschiedenen ländern gewesen um in der küche zu arbeiten.
tier: ja, genau.
SR: ok! und du hast da zwölf stunden am tag gearbeitet oder so
tier: ja, genau, wichtig finde ich auch dass ich nicht in deutschland als koch_ gearbeitet habe, weil die bezahlung einfach in deutschland noch viel schlechter ist, also das kommt noch dazu also mensch wird dann auch nicht reich davon. in den ländern,, ich habe halt nur in den nordischen ländern gearbeitet da ist die bezahlung deutlich deutlich besser,, also das war auch, das war auch eine bewusste entscheidung, weil ich ja vorher schon in deutschland in gastro gearbeitet hab vor der ausbildung, und ich wusste ja dass die bezahlung dann noch so viel schlechter ist (lach), also hatte ich wenigstens das, dann hatte ich wenigstens kohle (lacht). genug kohle aber null zeit um damit irgendwas zu machen außer drogen kaufen.
SR: .. außer drogen kaufen
tier: ja
SR: okay okay okay, ich glaube das war das wichtig dass kurz darzulegen weil nicht alle kennen köch_innen in ihrem leben und..t
tier: ja
SR: ich glaub wir alle haben eine sehr nette vorstellung von dem beruf die wenig bis gar nichts mit der realität zu tun hat.
tier: mhm, stimmt, ja.
SR: ein schreiender Gordon Ramsay ist keine ausnahme erscheinung sondern das resultat von einer küchenkultur, kochkultur.
tier: ja!
SR: ja genau, vielen dank dafür. und wie ging es dann weiter mit diesem stress in deinem leben?
tier: ach so ja, dann irgendwann ging es halt nicht mehr, ich habe ja dann irgendwann aufgehört, dann bin ich nach deutschland gezogen und dann war auch klar: ich kann in diesem job nicht mehr arbeiten, war völlig am ende! hab dann auch von alleine aufgehört zu trinken und drogen zu nehmen aber war halt völlig so mental, körperlich, emotional völlig völlig ausgebrannt und dazu kommt ja auch noch dass ich schon bevor ich in diesem beruf gearbeitet habe, sehr viele körperliche probleme hatte und einschränkungen und krankheiten, ich war ständig krank, auch während dieser phase wo ich in diesem job gearbeitet habe war ich sehr viel krank, das war auch ein problem dann weil „köche dürfen ja nicht krank sein“, ich hatte also ganz viele verschiedene sachen..
SR: also mit „köche dürfen ja nicht krank sein“ meinst du, du durftest… im büro kannst du halt auch erkältet hingehen, also in der jetzigen corona-zeit hören wir das nicht gerne, aber sein wir mal ehrlich
tier: (lacht) genau, ja
SR: als koch_ war das einfach damals schon ein.. ein no-go!
tier: ja, du darfst halt wenn du erkältet bist oder vor allem wenn du irgendwelche magenprobleme hast und so darfst du auf keinen fall arbeiten gehen, erstens werden dann alle anderen krank und zweitens was wichtiger ist, dass mensch ja mit lebensmitteln arbeitet, was halt ne gute sache ist, aber es wird sehr, sehr ungerne dann von den vorgesetzten gesehen falls jemensch häufiger krank ist. also da kommt dann noch dieser psychische stress dazu, dass du eigentlich.. du musst halt, dein körper muss ständig funktionieren.
SR: bei nem 100 stunden die woche wettlauf, ja klar!(ironie) und dann hattest du ja mehrere schwerere erkrankungen und jetzt bist du bei einer ganz anderen diagnose angekommen.
tier: genau, also ich mit meiner diagnose ME (Myalgische Enzephalomyelitis), ich glaube auch dass ich diese krankheit schon oder behinderung schon viel länger habe und das ist jetzt einfach noch schlimmer geworden ist, also es ist auch so eine sache die es schlimmer wird mit der zeit, oder werden kann. aber ganz viele von diesen sachen haben dazu beigetragen. also ich habe ein super super super schlechtes immunsystem und durch diesen stress konnte sich das immunsystem auch nie erholen und ist halt weiterhin super kaputt und so und das interessante ist, also ist ja nicht nur das körperliche, sondern auch dieses trauma. ich bin ja auch, was teilweise auch sehr scham- behaftet ist weil es sich so absurd und trivial anhört: ich bin einfach durch stress traumatisiert! also wenn ich stress erfahre im leben geht es mir erstens körperlich viel schlechter und zweiten werde ich total getriggert. also ein gutes beispiel ist vor ein paar wochen habe ich dir mit deinem job geholfen, wo SchwarzRund einen text geschrieben hat und ich habe den dann ins englische übersetzt. und das sollte alles sehr schnell gehen, was okay war, also na ja könnte auch besser gemacht werden, aber ich kann bei solchen sachen schnell einspringen und hab das dann schnell gemacht und es war auch gar nicht anstrengend oder so, aber irgendwas hat das bei mir getriggert weil es schnell gehen musste, ich musste zu einer bestimmten zeit aufstehen um das geschafft zu bekommen, und dann ging’s mir mehrere tage sehr sehr sehr schlecht, weil einfach dieser arbeitsstress bei mir irgendwie getriggert wurde.
SR: ich glaube das ist wichtig dass du sagst was du damit meinst „es ging dir sehr schlecht“, weil das ist für jedem, also jedem geht’s nach ein bisschen stress ein bisschen schlecht, mensch liegt auf der couch, muss sich ausruhen, ist ja eine reguläre reaktion of the human body oder of an animal’s body or.. erverybody!
tier: ja, genau, und das glaube ich ist eben sehr bezeichnend auch für diese behinderung die ich habe, diese art von was dieser stress auslöst ist erstens halt diese traumatische reaktion: albträume, kopfschmerzen, einfach.. depressionen, körperlich mach das dass mir sehr schlecht ist, also ich habe ziemliche probleme schon seit mehreren jahren mit so verdauung und wie heißt das.. reizdarm geschichten und so, also ist die verdauung halt total hin, dann habe ich ja chronische schmerzen das wird alles angetickt, ich konnte meine hände auch fast nicht mehr benutzen und so, also und bin einfach so ausgelaugt dass ich eigentlich nur schlafen will, aber der schlaf nicht erholsam ist. deswegen dauert das immer mehrere tage
SR: oder wochen
tier: oder wochen um sich davon zu erholen. und das war jetzt ein job, der hat drei stunden gedauert!
SR: ja und das zeigt wie arbeitsstress auch so kontinuierlich und immer.. es hat ja quasi nicht nur den einen job kaputt gemacht und du konntest nicht in ,einen anderen job wechseln sondern die erkrankung hat aus arbeit generell und allem was sich wie arbeit anfühlt, egal wie gerne oder ungerne du was machst etwas gemacht was die schübe anstößt.
tier: genau! ja, das hat auch damit zu tun, ich lohn-arbeite ja nicht mehr, schon seit über fünf jahren nicht mehr, bin auch arbeitsunfähig verrentet und so, aber auch wenn ich so sachen mache wie ich organisiere das queer zinefest berlin mit, oder ich arbeite an nem neuen zine oder sowas, das ist halt auch arbeit und das kann das auch anticken das ganze und interessant zu sagen ist wahrscheinlich dass es jetzt fast zehn jahre her ist das ich aufgehört habe als koch_ zu arbeiten, also diese zeit.. also jetzt ist jetzt nicht vor paar jahren, sondern ist wirklich.. nächstes jahr waren es zehn jahre sein.
SR: und bevor jetzt quasi alle kartoffel-linken begeisterten die hände klatschen und sich sich denken: „yes, arbeiten ist eh doof, whoo!“
tier: lacht
SR: ganz so einfach ist die sache nicht! also aus so kulturwissenschaftlicher perspektive ist halt kapitalismus kacke, aber arbeit, also im sinne von „ich tue irgendwas und dadurch gibt es ein ergebnis das ich mir angucken kann oder vorstellen kann und das habe ich dann geschafft und am besten auch noch so dass andere menschen davon was mit kriegen und sagen können danke dass du diese sache getan hast“ ist ja was ganz tolles zur identitätsbildung beiträgt und zum selbstwertgefühl!
tier: ja
SR: es ist total schwierig ein selbstwert für sich zu kreieren ohne starken ein-götter-glauben. also da ist ein gott, und der findet das total super wenn ich jetzt diese suppe koche oder so. oder nicht sex haben oder doch sex habe oder was auch immer.. also so, also aus so alltäglichen entscheidungen etwas macht was einen unglaublichen moralischen gesamtgesellschaftlichen wert hat und nicht arbeit hab, weil damit zwei systeme die quasi menschen sich geschaffen haben um selbst wert zu generieren wegfallen die ganz schwer zu ersetzen sind. Und das ist was worüber wir beide ganz viel am anfang geredet haben dass du ja auch.. das ist ja nicht nur schön ist dass du nicht mehr arbeiten kannst
tier: nee, genau
SR: aber du sollst das gefälligst schön finden und eigentlich dankbar dafür sein und… (ironie)
tier: (lacht) ja, ich bin ja auch, also ich sag ja auch immer dass ich das politisch und so sehr sehr gut finde und auch dass.. ja, was ich auch immer sage: migration spielt ja auch damit rein. ich habe mich ja vor ein paar jahren „einbürgern lassen“ oder das dann geklappt und das hat was das angeht auch geholfen dass ich halt quasi abgesichert bin in diesem land und… es ist halt auch so erkämpft irgendwie. dieses dass ich mich auch ohne produktiv zu sein, als tatsächlich diese behinderte person zu sein die sachen nicht schafft, dass ich mich da trotzdem wertvoll und gut fühle und dazu kommt ja noch dass ich diese „schöne“ neben- diagnose habe dass ich halt selbsthass habe, also ich hasse mich halt ziemlich doll und daran halt auch viel arbeite, aber das alles zusammen ist schon echt manchmal unüberwindbar.
SR: ja. und halt schwer alles auszutricksen, weil es sich alles gegenseitig verbaut
tier: genau, ja!
SR: ja, danke dass du das geteilt hast. das ist auf jeden fall.. das problem ist: wir lernen menschen immer nur in dem moment kennen
tier: ja
SR: und menschen die dich jetzt kennen wissen diese ganzen dinge nicht und darüber werden wir noch in anderen folgen sprechen, oder haben schon drüber gesprochen, je nachdem wie wir die staffel zusammen klamüstern, aber deine diagnose fällt ja auch in diesen hysterie-begriff mit rein
tier: genau
SR: und ja..genau
tier: ja, weil die leute einfach auch nicht glauben dass es diese krankheit geben kann und mensch kann ja nicht so so so so krass behindert sein… (ironie)
SR: ja und das heißt ja auch dass menschen sich gar nicht fragen „wer warst du eigentlich davor?“ aber wenn du jetzt hysterisch bist musst du ja schon immer ein bisschen hysterisch gewesen sein
tier: ja genau (lacht)
SR: und ich denke immer so ein bisschen es gibt eine version von dir die ich quasi nie kennengelernt habe.
tier: ja!
SR: also eine person die gesagt hätte „ach komm, Melin@, du arbeitest von zu hause, das klingt doch total bequem“ und ich hätte mir gedacht „oh mein gott, halt die fresse“ (beide lachen)
SR: oder mir souflés von der arbeit mitgebracht hätte.
tier: hmm, genau, ja.. (beide fallen sich ins wort)
SR: hau rein!
tier: (verhaspelt sich, genervt) ach gott! hast du denn irgendwas von.. ach gott, sorry. puuuh. magst du denn was zu erzählen zu deinen erfahrungen mit stress oder arbeitsstress, hat das was bei dir im leben verändert?
SR: ja aber bei mir hängt das ganz toll mit migration zusammen im sinne von so einer arbeitsmoral und dass es total schwierig ist darin irgendwie selbst bestimmt was zu entscheiden. also das narrativ kennen glaube ich mittlerweile jeder dass du als migrant*in irgendwie unglaubliche last hast zu leisten weil deine eltern nicht haben konnten, vor allem wenn du halt ein armutsgefälle hast zwischen der migration, ne? und die dominikanische republik war damals ein, das war ja noch vor dem wirtschaftlichen aufschwung als ich geboren bin. damals war die dominikanische republik unfassbar arm. also haiti war damals das ärmste land der welt, wir teilen uns damit eine insel, unser.. klar wegen, die dominikanische republik ist historisch immer scheiße, deswegen hatten wir mehr geld. weil scheiße sein mit geld honoriert wird im kapitalismus. (sarkasmus) aber trotzdem ist halt ein unglaublich armes land und mein papa gehört zur zweit ärmsten schicht in dem land. und das hat halt druck gemacht: ich bin das eine kind was einen weißen elternteil hat, also er hat noch noch zwei andere kinder, er war mit einer Schwarzen frau. ich bin das eine kind was irgendwie im westen groß wird, die muss halt was erreichen so ne? und das wurde nie so krass ausgesprochen, aber es war halt schon irgendwie da. und dann habe ich diese ausbildung bei airbus angefangen zur flugzeugbauer*in
tier: wow
SR: wieder, wieder allem was ich konnte, ich habe schon in der siebten achten klasse meine erste kurzgeschichte veröffentlicht. ich bin sehr froh dass wir sie nicht finden können, weil (beide lachen) ich glaube nicht dass sie gut war! hab damals schon gedichtbände irgendwie selber am drucker gedruckt und leuten aufgenötigt, aber hab dann halt herausgefunden dass ich auch ansonsten an der schule gut genug war um bei airbus reinzukommen und da hab ich halt gemerkt dieses du kannst schon stretchen wie weit dein beruf weg ist von dem wer du bist, aber du kannst nicht stretchen ob deine psyche das aushält und durch meine halt sehr traumatische kindheit, hatte, ich hatte halt keine foundation, also ich hatte keine basis auf der ich stehen konnte um den stress auszuhalten.
tier: ja
SR: ich hatte zu hause den absoluten horror und hatte dann in der ausbildung den absoluten horror.
tier: mmhm
SR: und dazwischen war keine zeit weil halt flugzeugbauer*in: massiver emotionaler stress! also du hast ja gerade über genauigkeit gesprochen, das ist im flugzeugbau ist, also raumfahrtbau es noch genauer wie wir, aber sonst gibt es nichts auf der welt was genauer ist wie wir in der mechanik, also alles andere arbeitet mit höheren toleranzen, das kann man googlen wenn mensch das interessant findet, sonst nicht (beide lachen), wir arbeiten sehr genau! und dann steht immer dein ausbilder hinter dir. ich sage ja extra ausbilder, weil ich hatte keine einzige ausbilderin, und sagt quasi „wenn du diese schraube jetzt nicht richtig auswählst, dann werden menschen sterben!“
tier: oh, wow (lacht entgeistert)
SR: du bist irgendwie 16 und dein erster richtiger beruf.
tier: das hört sich ja tatsächlich wirklich stressig an (beide lachen)
SR: es ist wirklich furchtbar! es war halt früher eine sehr viel längere ausbildung und wurde dann herunter gebrochen auf irgendwie dreieinhalb jahre und das ist halt die konsequenz. naja wie auch immer: nach nem jahr hab ich das ding dann hingeschmissen weil ich so krass depressiv war dass selbst die chefs gesagt haben „wir finden dich fürchterlich nett, aber du wirst hier nicht glücklich werden.“
tier: ja
SR: ich bin dann gegangen. abitur war auch super stressig aber irgendwann habe ich halt gelernt dass für mich arbeit immer beides ist: ich kann mich halt in arbeit unglaublich doll selber finden weil ich mich total gerne selber strukturiere und gerne selber sachen festlege und mich gerne selber dazu bringe sachen zu schaffen, weil das habe ich schon immer gut hingekriegt. ich hatte keinen elternhaushalt der das für mich übernommen hätte, ich weiß nicht mal wie das ist wenn hausaufgaben kontrolliert werden. ich hab erst später erfahren dass erwachsene, dass das a thing ist was menschen tun, heißt ich hab meine ganzen sachen einfach selber geregelt und wenn ich das quasi im beruf darf, bin ich unglaublich glücklich. egal wie gestresst ich bin. aber ich kann quasi die ganze zeit revaluier, re-evaluieren was ich warum wie gemacht hab und warum ich das definitiv so nie wieder machen würde (lacht) und kann quasi aus meinem stress immer wieder lernen jetzt. und deswegen klappt glaube ich für mich SchwarzRund mittlerweile gut, weil ich da viel arbeit reingesteckt habe dass ich damit zurecht komme. und das ist ja ein weiter weg, ich bin sehr leicht zu stressen, ich bin halt schwerst traumatisiert. deswegen klappt uni halt total schwer.
tier: ja
SR: weil es ein total ent-mächtigender space ist wo ich sehr wenig einfluss hab. genau und das ist halt.. ja, das ist meine erfahrungen mit stress und arbeit! und ansonsten gibt es jetzt immer zuschläge! das habe ich irgendwann von einer großartigen aktivistin, deren namen ich jetzt nicht nennen werde weil es vielleicht nicht so gut gute werbung ist, gelernt: einfach einen stress-zuschlag machen! weiße leute wollen zu rassismus beraten werden? nice! 50 euro mehr! das wurde schlecht strukturiert und ist deswegen unnötig aufwendig? nice! soundsoviel euro mehr! also einfach das in dem moment wo ich stress habe, wenn ich in dem moment weiß „du hast jetzt diesen stress, aber das bringt dir so und so viele euros und davon kannst du dies und das machen? sofortige stressreduktion!“ I don’t know why, aber es ist okay! let them pay!
tier: nee, das glaube ich und das ist finde ich auch ne sehr sehr gute intervention so im kleinen.
SR: ja, definitiv!
tier: also dass das mensch sich das selber holt, und ich glaube das ist auch das frustrierende was ich gerade mitbekomme wenn du an der uni bist, dass du da das ja nicht bekommst.
SR: nö!
tier: da bist du dem stress ausgeliefert und das ja..
SR: da gehört stress zum guten ton quasi
tier: o, gott ja! ja ich glaube das wär ja auch ein plädoyer nicht, also auch dieses glorifizieren von lohnarbeit, beziehungsweise glorifizieren von produktivität, damit habe ich immer weniger ein problem, ich habe das problem mit dem glorifizieren, wie gestresst und wie busy menschen sind. und also immer so sagen „ah, ich habe keine zeit, oh ich bin so gestresst, ich bin so.. habe so viel zu tun“ dass das als so ein wert irgendwie gesehen wird. ich bin dann eher schnell co-gestresst und dann tut es mir für die leute leid wenn sie sehr gestresst sind, also ich sehe das eher als was, also wirklich nicht erstrebenswertes!
SR: ja. ich habe eine idee wen wir heute empfehlen können, wir haben ja so ein bisschen gestruggled mir ist jemensch eingefallen!
tier: ok?
SR: und zwar: einerseits empfehlen wir natürlich May Ayims buch Grenzenlos und Unverschämt, einfach weil sie ganz viel zum thema stress geforscht hat und ihr es unbedingt lesen solltet. ist im Orlanda verlag erschienen und kostet glaube ich 16 euro 50, mein exemplar hat zu viel gekostet, ich weiß nicht was das sagt weil ich es 2002 gekauft habe. (beide lachen)
SR: vielleicht hat sich preis und verlag verändert!
tier: wer weiss? ja, ok.
SR: aber ich hab noch eine andere empfehlung und zwar: wir mögen ja beide the great british bake-off sehr gerne, dabei gibt es sogar daran einiges zu hassen und das, aber auch andere dinge in der food industrie kritisiert eine ehemalige teilnehmerin. ihr könnt sie finden unter @ruby.tandoh ,wir packen es aber auch noch mal in die show notes. Ruby Tandoh. und sie hat zwei bücher herausgebracht und diverse großartige artikel zum thema food industrie, diese chefkoch-kultur, aber auch in der generellen food production gesetze und so weiter. und wie das halt eben mit kapitalismus zusammen nicht so nice wird.
tier: sehr interessant!
SR: sehr sehr coole person, sie schreibt auch viel zum thema rassismus und klassismus und essens- störungen und food culture
tier: wow, da bin ich ja gespannt drauf!
SR: das war unsere folge zum thema arbeit und stress, stress und krankheit und wie behinderung die später einen kennzeichen kriegen durch arbeitsstress kommen kann!
tier: ja! und damit wir durch diesen podcast nicht so gestresst werden, könnt ihr uns auf patreon unterstützen
SR: falls euch das nicht stresst finanziell
tier: (lacht) genau!
SR: und die nächste folge gibt es in zwei wochen
tier: das erfährt ihr dann über youtube oder über die sozialen medien
SR: da findet ihr mich als SchwarzRund, also @SchwarzRund überall
tier: und mich findet ihr als @simo_tier , manchmal noch mit nem unterstrich dahinter. (anmerkung: jetzt überall als @simo_tier)
SR: wir sind: verrückt
tier: behindert
SR: krank
tier: gestresst
SR: tiefenentspannt
tier: queer
SR: pan
tier: migriert
SR: Schwarz
tier: und dieser podcast
SR: ist es auch!

**** ENGLISH

SR: ramp?
tier: enough!
SR: 20 minutes podcast about ..
tier: how work can make you sick and disabled
SR: I’m SchwarzRund and am currently writing on a book where that is also a theme that occurs with a protagonist
tier: i’m simo tier and work made me sick and disabled (laughs) but i also do other things, no paid work anymore, but I’m working on my art and crafty things
SR: nice! Yes, exactly our topic today is stress in professional life and how stress can be the trigger for disabilities, restrictions, mental illnesses and so on. we’re going to talk a lot about our own lives today, but of course the whole thing also has a higher level, maybe we’ll talk about it at some point, but I still want to start with a little quote in order to warm us up for the topic. it’s from the book Grenzenlos und Unverschämt (Limitless and Outrageous) by May Ayim. she writes: „Racism is often a direct, more frequently even a subtle stress factor for people of African origin. In the old like in the new states of Germany discrimination and violence against migrants and Black germans has become meanwhile so common and obvious that nobody can see past it. violent clashes are but only the tip of the iceberg. no less dangerous and deep are the more subtle forms of disregard and exclusion.“
tier: wow!
SR: yes! that is from the essay „White Stress and Black Nerves“, but she talked about discrimination, social exclusions and how they represent stress in general. yes, that as a little introduction. we want to talk little more about you, simo.
tier: yes, we can do that.
SR: tell us what you used to do professionally.
tier: yes not many people know this, but i am actually a trained cook! Even before my training I used to work a lot in gastronomy, as like a waiter and also in the kitchen and then I attended a gastronomy school and got educated there.
SR: in which country was that?
tier: that was in finland, not in germany. and then I worked several years in several different countries as a cook and then and yeah, that pretty much drained me, I always call it that i basically had a burnout ..
SR: before we go there, only briefly, because many don’t really know, could you tell us what a day or a week as a cook looks like?
tier: (laughs)
SR: yes, I think we all only know the tv-chefs and think everyone is wearing fancy clothes and cooking a few hours a day and then eating good leftovers
tier: nope, that would be nice! well sometimes you do eat tasty things. but I tried not to work full-time for most part, and my non-full-time jobs were 50 to 60 hours a week.
SR: OMFG! ok .. then what is working full time? the full time? so all the time? (laughs)
tier: yes, i know that people work around 70 to it’s totally … (the dog Monkey barks) yes exactly, Monkey, it is completely inhumane and that is … (Monkey gets upset and SR tries to persuade him to lie down)
tier: yes, the absurd thing about this job is that it is celebrated the way people work an incredible amount of 13, 14 hours a day. bing, completely like drained in the end, or that’s never really shown that one’s exhausted, but that one is like super cool and able to do it all! and that didn’t work for me at all although I partially used to really enjoy doing my job, the problem is just that… depending on where you work, but in the restaurant it can get very stressful. like I was really timed by my bosses how fast i was doing different things. and where I worked the longest, it was also a very very .. that was a successful restaurant which was very, very well attended and it was mainly on the weekend really really busy and everything had to go super, super fast and that was very exhausting. the work is not just that one’s working in the evening when the restaurant is open , but you start working in the morning to do all the preparations, so you kind of work for a whole day, seven, eight hours to prepare to then go into the hot phase where you work for several hours super fast under extreme pressure. we had to work super-precisely and that all the time while standing!
SR: And the cleaning also had to happen sometime, right?
tier: yes exactly, at the end of the evening everything is tidied up and cleaned and washed and that all is part of it.
SR: and so what I know from friends who have also worked as cooks – absolutely using the past tense here for sure – is that the consumption of alcohol and drug is not quite so ..
tier: (laughs) yes, that’s no news for most, people know that I or I always say it, so if you didn’t know then you’ll know now that I’m a recovering alcoholic, or that I’ve struggled with drug addiction and that was just in the high phase. at that time without alcohol and weed, which was especially my problem, i couldn’t work! somehow you have to try to come down from such a work day as soon as possible in order to sleep in order to be able to manage the next day.
SR: yes, of course that makes total sense! first one would mybe not think about weed because it doesn’t push, but you probably get the push through the work itself.
tier: yes exactly! well i know that amfetamines and things like that ar also common in gastronomy. I don’t know any person who didn’t develop some kind of drug problem in this job.
SR: wow! okay, so the setting is practically you have done this training in finland, where your parents are from, you were born in Germany, but didn’t have the german citizenship for a long time.
tier: no, exactly!
SR: you did your training in finland and then you worked in different countries in the kitchen.
tier: yes, exactly.
SR: ok! and you worked twelve hours a day or something
tier: yes, exactly, I also think it’s important to say that I didn’t work in germany as a cook, because the payment in germany is much worse, So that adds up to that, people won’t get rich from it. in the countries, I only worked in the Nordic countries, the pay was much better, so that was also, that was also a conscious decision, because I had already worked in germany in gastronomy before the training and I knew that the payment is so much worse (laughs), so at least I had that, at least I had dough (laughs). enough money but zero time to do anything with it except buy drugs.
SR: .. except buying drugs
tier: yes
SR: okay okay okay, I think that was important to briefly explain because not everyone knows cooks in their lives and..t
tier: yes
SR: I think we all have a very nice conception of the profession that has little to nothing to do with reality.
tier: mhm, right, yes.
SR: a screaming Gordon Ramsay is not an exception, but the result of a culinary culture, cooking culture.
tier: yes!
SR: yes exactly, Thanks a lot for this. and how did it continue then with this stress in your life?
tier: oh yes, then at some point it just, at some point I stopped, then i moved to germany and then it became clear: I can’t do job no longer. I was totallyburned out! then I stopped completely to drink and doing drugs too, but I was mentally, physically, emotionally completely completely burned out and what’s added is that before I got into this profession, I already was having many physical problems and limitations and illnesses, i was constantly sick, even during this phase where I was working as a chef I was often sick, that was also a problem then because „cooks shouldn’t be sick“, So I had a lot different things..
SR: So by „cooks mustn’t be sick“ you mean you were allowed … in the office you can go in with a cold, so in the current corona times we don’t like to hear that, but let’s be honest
tier: (laughs) exactly, yes
SR: as a cook that was simply a .. a no-go!
tier: yes, if you have a cold or especially if you have any stomach problems and so on you can’t go to work, first of all, then everyone else gets sick and, secondly, what is more important, that you are working with food. it’s a good thing, but it is not perceived well by the superiors if someone is sick frequently. and then there is this psychological stress that you actually .. you have to, your body has to constantly function.
SR: with a 100-hour work week, of course! (Irony) and then you had several more serious illnesses and now you have arrived at a completely different diagnosis.
tier: exactly, so my diagnosis is ME (myalgic encephalomyelitis), I also believe that I had this disease already or disability much longer and that it has now gotten worse, because it’s an illness that gets worse with time, or it can get worse. but a lot of these things contributed.. so i have a super super super bad immune system and through the stress the immune system could also never recover and is still super broken. and the interesting thing is not only the physical, but also this trauma. I am, which partly has very shame-filled side because it is so absurd and sounds trivial: I’m traumatized because of stress! so when i experience stress in life, I get physically much worse and then I will get totally triggered. a good example was a few weeks ago when I helped you with a thing, SchwarzRund wrote a text and I translated it into English. and it should all go very quickly, which was okay, more time would have been better, but I can help with short notice. so then i did the translation quickly and it was not exhausting or anything, but I got somehow triggered because it had to be done quickly. I had to get up at a certain time to get it done, and then I was feeling very very bad for several days simply because this work stress was somehow triggered.
SR: I think that’s important for you to say what you mean by „you felt very bad“, because everyone might feel a bit bad after a little stress, one lies on the couch to rest, it’s a regular reaction of the human body or of an animal’s body or .. erverybody!
tier: yes, exactly, and i think that describes this disability I have really well, what this stress triggers is first of all this traumatic reaction: nightmares, headache, just .. depression, physically it does that I feel really nauseous, I’ve had some problems for several years with my digestion and I havewhat is that called .. irritable bowel syndrome, and so, my digestion is totally down, then i have chronic pain, all of those things are triggered, I could almost not use my hands anymore and so on. I’m just so drained that I actually just want to sleep but sleep is not restful. therefore it always takes several days
SR: or weeks
tier: or weeks for me to recover from it. and that was now a small job that took three hours!
SR: yes and that shows how stressful work is also so continuously and always … it didn’t just destroy this one job for you and you couldn’t change for another job but the illness has made work in general and anything that feels like work, no matter how much you like or hate to do something, it’s made it something that triggers your flair ups.
tier: exactly! yes, that also has something to do with it, I haven’t been able to work anymore, since over five years now, I am also classified as unable to work and so, but also when I do things like I co-organize the queer zinefest berlin, or I’m working on a new zine or something, that’s all work and that can also trigger all of that and maybe it’s interesting to say that it has been almost ten years now that I stopped working as a cook, so this time .. so it’s not a few years ago, but it’s really .. next year it will be ten years.
SR: And before now, all left-wing potatoes enthusiastically clap their hands and think to themselves: „yes, work is stupid anyway, whoo!“
tier: laughs
SR: It’s not that simple! So from a cultural studies perspective capitalism is shit, but work, in the sense of „I do something and through it there is a result that I can look at or can imagine, and I did it and possibly that other people may notice it and say thank you for doing this thing“ is yes, something really great for creating an identity and contributes to one’s self-esteem!
tier: yes
SR: It’s very difficult to create self-worth for yourself without a strong monotheistic faith. so there is a god, and he thinks it’s really great when I cook this soup or so. or not having sex or having sex or whatever.., so from such everyday decisions it’s made into something that has incredibly moral overall social value and then I ‚m not working, because it means two systems that people have created to generate value for themselves which are very difficult to replace fall away. And that’s something about what we talked a lot at the beginning, that you also .. that it’s not just nice that you’re not able to work anymore.
tier: no, exactly
SR: but you should find it nice and actually be grateful for it and … (irony)
tier: (laughs) yes, I’m also always saying that I do find it politically and so on very, very good and also that .. yes, what I always say: migration also plays a role in that. A couple of years ago I applied for german citizenship and it worked out and that has helped a lot in the sense that I am more or less socially taken care of in this country and … somehow it is something that I fought for: that I even though I’m not being productive, eben though I’m this disabled person who isn’t able to do all the things, I can anyway feel valuable and good. and another thing is that I have this other „lovely“ diagnosis of self-hate, I hate myself quite a lot and I’m working hard on that, but all of this together feels sometimes really insurmountable.
SR: yes. and it’s hard to try to trick these issues, because they’re all mutually obstructing eachother.
tier: exactly, yes!
SR: yes, thanks for sharing that. that is definitely .. the problem is: we get to know people only in just that moment
tier: yes
SR: and people who know you now don’t necessarily know all these other things. and we’ll talk about that later in other episodes, or we may have already talked about it, depending on how we’ll put the season together, but your diagnosis falls also in this cluster of hysteria-diagnoses
tier: exactly
SR: and yes … exactly
tier: yes, because the people simply don’t believe that this illness exists and that one can’t be so so very disabled … (irony)
SR: yes and that also means that people don’t ask themselves „who were you actually before?“, but if you now are hysterical, you must have always been a little hysterical
tier: yes exactly (laughs)
SR: and I’m always thinking a little that there is a version of you that i I never met.
tier: yes!
SR: So a person who would have said „oh come on, Melin@, you’re working from home, that sounds really comfortable“ and I would have thought „oh my god shut up “ (both laugh)
SR: or would have brought me souflés from work.
tier: hmm, exactly, yes .. (both interrupt each other)
SR: go ahead!
tier: (get’s choked up, annoyed) oh god! do you have anything from .. oh god, sorry. puuuh. do you have something to tell? your experiences with stress or work stress, has that changed something in your life?
SR: yes but with me it has a lot to do with migration together with a sense of work ethic and that is very difficult to decide anything self-determined. I think meanwhile everyone knows the narrative that you as a migrant have an unbelievable burden to achieve things that your parents couldn’t have, especially if you have a poverty gap between your country of origin and where you migrated to, right? and the dominican republic was a then, that was before the economic boost when i was born. at that time the dominican republic was incredibly poor. so back then haiti was the poorest country in the world, we share an island, our .. of course, the dominican republic always sucked historically, that’s why we had more money. because being shitty is rewarded with money in capitalism. (sarcasm) but it’s still an incredibly poor country and my dad belongs to the second poorest class in that country. and that just put pressure on me: I’m the one child who has a white parent, he has two other children, he was together with a Black woman. i’m that one kid what grew up in the west, they must really achieve something, right? and that never pronounced so blatantly, but it was always there somehow. and then I started this training program at airbus to become an aircraft builder
tier: wow
SR: against everything that I was good at, already in the seventh, eighth grade my first short story was published. I’m very glad we can’t find it now, because (both laugh) i don’t think it was good! I already wrote volumes of poetry back then which I somehow printed myself on the printer and forced on people, but then I figured out that I was also otherwise good enough at school to be admitted to the airbus program and there i noticed that you can stretch how far your job is from who you are, but you can’t stretch whether your psyche can take it and my very traumatic childhood had, i had no foundation, so I didn’t have any basis on which I could stand on in order to endure the stress.
tier: yes
SR: at home was absolute horror for me and then my training was absolute horror.
tier: mmhm
SR: and in between there was no time because aircraft builder: massive emotional stress! you just talked about accuracy, that’s in aircraft, well spacecraft construction it is even more precise, but there is nothing else in the world what is more precise than us in mechanics, so everything else works with higher tolerances, you can google that if you find that interesting, otherwise don’t (both laugh), we work very precisely! and then your instructor always stands behind you. I say yes extra instructor (male form) because didn’t have one non-male instructor, and he says basically „if you don’t choose the correct screw now, then people will die!“
tier: oh, wow (laughs flabbergasted)
SR: so you’re basically 16 and it’s your first real job.
tier: that sounds actually terribly stressful (both laugh)
SR: it’s really awful! the training used to be a lot longer, but then it became broken down to three and a half years and that’s the consequence. well anyway: after a year I quit the whole thing because Iwas so extremly depressed that even the bosses told me „we thing you’re terribly nice, but you won’t be happy here.“
tier: yes
SR: I left then. Abitur (graduating from high school was also super stressful but at some point I hae just learned that work is always both for me: I can find myself at work because I really like to structure things myself and I like to decide things by myself and get myself to achieve things, because I have always it done well. I had no parens at home who would have done those things for me, I don’t even know what it’s like when your homework is checked. I only experienced later as an adult that it’s a thing that people do. it means I always sortd all my things by myself and if that’s how I’m allowed to do my job, i’m incredible happy. no matter how stressed I am. but I can practically all the time revaluier, re-evaluate what I do why and how and why I definitely would never do it again (laughs) and can almost always learn something out of my stress now. and that’s why I think SchwarzRund works meanwhile really well for me, because I put a lot of work into it in order to cope with it. and that has benn a long journey, I am very easily stressed, I just am severely traumatized. therefore university is really difficult for me.
tier: yes
SR: because it’s a totally disempowering one space is where i have very little influence. Exactly and that’s just … yes, that’s my experience with stress and work! and otherwise I now always insist on surcharges! I got that from a great activist at some point, whose name I won’t name now, because it maybe not be good advertising.. just add a stress surcharge! white people want to get advise on racism? nice! 50 euros more! an offer was poorly structured and is therefore unnecessarily labourious? nice! so and so much extra euros! so just that in the moment when i have stress, if i know in the moment „you have this stress now, but that brings you so and so many euros and that enables you to do this and that? immediate stress reduction! I don’t know why, but it’s okay! let them pay!
tier: no, i believe you and i think that’s a very, very good intervention in the small form.
SR: yes, definitely!
tier: so that one gets that for themselves, and i think that is also the frustrating thing that I’m noticing when you are at university that you don’t get that.
SR: nope!
tier: you’re exposed to the stress and the Yes..
SR: stress is practically part of the „good tone“
tier: oh god yes! yes I think that would be a plea, not to glorify wage labor, or to glorify productivity, I have less and less of a problem with that, I have the problem with the glorifying of how stressed and how busy people are. to always say „ah, i have no time, oh i am so stressed i’m so .. so busy“ that that is somehow seen as a good value. I get co-stressed rather quickly and then I feel sorry for the people when they are very stressed, like I see it more as something, really not something worth striving for!
SR: yes. i have an idea who we can recommend today, we struggled a bit with that, but I thought of someone!
tier: ok?
SR: so on the one hand we of course of course May Ayim’s book Grenzenlos und Unverschämpt, simply because she has researched a lot on the subject of stress and you should definitely read it. it was published by Orlanda and costs I think 16 euro 50, although my copy cost too much, I don’t know what that means now because I bought it in 2002. (both laugh)
SR: Maybe the cost und publisher has changed!
tier: who knows? Yes OK.
SR: but I have another recommendation: we both like the great british bake-off a lot, but there is even a lot about it to hate and that, but also other things in the food industry a former participant criticizes. you can find her at @rubyt.tandoh, but we’ll also put it in the show notes. Ruby Tandoh. and she has written two books and various great articles on the topic food industry, the chef culture, but also in general food production laws and so on. and how that together with capitalism doesn’t get so nice.
tier: very interesting!
SR: a very very cool person, she also writes a lot on the subjects of racism and classicism and eating disorders and food culture
tier: wow, I’m looking forward to it!
SR: that was our episode on work and stress, stress and illness and how disability later can get marked by work stress!
tier: yes! and so we won’t get too stressed out by this podcast, you can suport us on patreon.
SR: in case that doesn’t financially stress you.
tier: (laughs) exactly!
SR: and the next episode comes out in two weeks
tier: you can find out about that on youtube or via social media
SR: you can find me everywhere as SchwarzRund, @SchwarzRund
tier: and you will find me as @simo_tier, sometimes still with an underlined behind it. (note: now everywhere as @simo_tier)
SR: we are: crazy
tier: disabled
SR: sick
tier: stressed
SR: deeply relaxed
tier: queer
SR: pan
tier: migrated
SR: Black
tier: and this podcast
SR: it is as well!