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**** DEUTSCH
Rampe Reicht – Staffel 3, Episode 2: Die Löffeltheorie
Rampe? Reicht. 20 Minuten Podcast über die Löffeltheorie.
SR: Ich bin SchwarzRund und schreibe zurzeit noch immer für die nächsten Jahre an meiner
Doktorarbeit.
tier: Ich bin simo_tier und versuche gerade ein neues Zine zu machen.
SR: Nice.
tier: Genau. Heute geht’s um die Löffeltheorie bzw…
SR: Wow, wow, wow, wow, wow. Kannst du das Wort in einem Satz verwenden?
tier: Ja, gerne. Zum Beispiel: „Heute habe ich sehr wenig Löffel, um das Haus zu verlassen.“
[SR: Hmm.] Dann würden Leute normalerweise fragen: „Was meinst du denn mit Löffeln?
Brauchst du Löffel, um das Haus zu verlassen?“
SR: „Was willst du mit den ganzen Löffeln?“
tier: Genau, und da kommen wir eben zu der Löffeltheorie oder diesem Beispiel vom Löffel,
das steht für etwas Bestimmtes.
SR: Genau, für Ressourcen. Also, versuche ich noch mal ein Beispiel zu bringen. Für mich
stehen Löffel ganz oft dafür, wie sehr ich gerade äußere Reize aushalte, und manchmal habe
ich ganz viele Löffel, um Reize auszuhalten, aber irgendwann sind die dann leer, und dann
brauche ich Reizreduktion. Das wäre zum Beispiel, ein Beispiel. Aber erzähl doch mal, woher
kommt das und warum sprechen wir von Löffeln?
tier: Ja, in der, sag ich mal, Behindertenszene reden wir schon sehr lange über Löffel, und es
gibt da auch schon im Internet seit längerer Zeit so Communities, wo Leute sich dann
„Spoonies“ nennen. Also, oder wir nennen uns „Spoonies“. Also, das kommt von dem
englischen Wort „Spoon Theory“. Das kommt nämlich auch aus dem Englischen,
beziehungsweise US-Amerikanischen. Der Begriff oder dieses Konzept wurde entwickelt von
Christine Miserandino. Schon, ich glaube, im Jahr 1994. Das ist eine Person, die Lupus hat.
Die Geschichte lautet, sie saß mit einer Freundin in einem Café und hat versucht, der
Freundin zu erklären, wie ihre Energie oder halt ihre Kraft an jedem Tag so aussieht und wie
halt verschiedene Faktoren darauf einwirken, wie viel Kraft oder Energie sie halt für den
jeweiligen Tag hat. Und da die gerade in einem Café saßen, war da so ein Glas mit ganz viel
Besteck drin, und dann hat sie einfach die Löffel rausgenommen, meinte ja, so, wir können
das ja mit den Löffeln hier veranschaulichen. Zum Beispiel habe ich für jeden Tag als
Energiereserven z.B. fünf Löffel. Also, eine behinderte Person mit Lupus, was sehr viel
Energie raubt. Und z.B. du als able-bodied oder nicht-behinderte Person hast auch fünf
Löffel. Jetzt starten wir unseren Tag. Und was passiert so normalerweise? Also, mensch
macht sich Frühstück oder duscht sich oder solche Sachen. Und vielleicht für die Freundin,
die ja nicht behindert ist, kostet das keine Energiereserven oder keine Löffel oder nur einen
halben Löffel. Aber für Christine oder Christin, meinte sie schon, einfach dieses Aufstehen,
sich um das Essen kümmern und vor allem, was wir viele ja auch kennen, dieses Duschen
und sich Anziehen, das kostet sie schon zwei Löffel. Und dann hat sie nur drei für den Rest
des Tages. Und an dem Tag muss sie vielleicht noch einkaufen gehen oder Freundinnen
treffen oder arbeiten oder später auch sich um Essen kümmern. Und alle diese Sachen
spielen da mit rein in diese Energiereserven. Und vor allem, das kennen wir ja auch, also wir,
die halt Probleme mit Energiereserven haben, oder halt, wie du meintest, mit den
Reizreserven und so, an manchen Tagen sind alle Löffel sehr schnell weg, und mensch
braucht mehr. Und dann leiht mensch sich also so metaphorisch vom nächsten Tag Löffel,
um die Sachen zu schaffen an dem Tag, aber am nächsten Tag startest du dann statt mit fünf
vielleicht nur mit drei Löffeln.
SR: Genau, weil du hast einen mehr verwendet. Aber für den einen bezahlst du zwei am
nächsten Tag.
tier: Genau, genau. Und dann hast du an dem Tag nur drei Löffel, aber wir… müsstest
eigentlich arbeiten oder hättest ein Arzttermin und müsstest dich dann auch noch um Essen,
Körperpflege und den ganzen Haushalt und Kinder, Tiere oder was auch immer… Care
Arbeit. Das kommt halt vorne und hinten nicht zusammen. Genau, das ist so die Grundlage
der Löffeltheorie.
SR: Ein Punkt, den sie auch noch in dem Essay aufbringt oder einbringt, den ich super
wichtig finde, ist auch die Frage, nach: Wie schnell werden diese Löffel wieder aufgeladen?
[tier: Ja.] Also, selbst wenn die nicht-behinderte Freundin auch z.B. alle fünf Löffel verballert,
sage ich mal, kann die sich halt 20 Minuten hinlegen oder Kaffee trinken und hat zack
wieder fünf Löffel. [tier: Genau, genau.] Während die Regenerationszeit bei Lupus halt sehr
viel langsamer ist. Dank dir fürs Erklären. Also, ist das erstens eine Theorie, die wir
verwenden können, aber es kann auch ja im Alltag verwendet werden. [tier: Total.] Wie hilft
denn das Wort im Alltag, um auch, ich sag mal, jetzt unter Behinderten miteinander zu
reden?
tier: Ich finde, es hilft total, in diesem, wenn mensch beieinander eincheckt, wie geht’s dir
heute? Oder mir reicht es ja schon, wenn du mir sagst, morgens so, „Ey, ich habe heute
irgendwie einen Löffel, um das alles zu schaffen“, dann brauchen wir darüber kein großes
Gespräch zu führen, sondern dann ist gleich so, okay, wie können wir irgendwie dich durch
den Tag bringen oder so? Ne? Und einfach dieses, wenn man unterwegs ist, sich auch mal
so, „Jetzt langsam gehen die Löffel aus, jetzt würde ich halt Richtung nach Hause
aufbrechen.“ [SR: Ja, voll.] Solche Sachen.
SR: Ich find es auch hilfreich, um z.B. so schlechte Laune besser einordnen zu können. Also,
ich kriege nicht immer mit, wenn ich ranzig werde, aber ich krieg mit, wenn meine Löffel
leer gehen, dann kann ich sagen, „Jetzt geht mein Löffel leer, ab jetzt quatsch mich mal nicht
mehr voll, weil ich struggle jetzt hier mit anderen Sachen gerade.“ Und genauso gehen wir
auch z.B. den Tieren um, für die wir Sorgerarbeit leisten.
tier: Genau, also mein Hund ist ja auch neurodivergent, sage ich mal. Und bei ihm ist es so
klar, wann die Löffel alle sind. Also, es ist wirklich dieses, ich weiß, wenn er ausgeschlafen ist
und so, und dann passieren draußen irgendwelche negativen Reize, sage ich mal, und dann
merkt mensch so richtig, wie ihm so die Löffel so weggenommen werden, und er dann
irgendwie… Dass ich z.B. wenn ich geplant habe, einen längeren Spaziergang zu machen, der
dann erheblich verkürzt wird, weil der Hund halt keine Löffel mehr hat und dann zum
Regenerieren nach Hause muss.
SR: Voll. Und ich finde, es hilft auch, damit wir gar nicht immer alle unsere Diagnosen
gegenseitig wissen müssen. [tier: Oh ja.] Oder unsere genauen spezifischen Symptome an
dem Tag teilen müssen, also nicht, dass es jetzt schlimm ist, behindert zu sein, aber
manchmal ist ja auch nice, jetzt nicht alles noch mal benennen zu müssen, weil mensch
vielleicht auch einfach genervt ist von den eigenen Einschränkungen und Behinderungen.
tier: Total, und bei vielen von uns sind es ja auch mehrere Diagnosen oder mehrere
Behinderungen oder Krankheiten, und manchmal, vielleicht hast du ja auch mal eine
Migräne, und dann sind deine Löffel alle, aber du hast ja nicht jeden Tag eine Migräne. Aber
so, ne? [SR: Voll.] Und das mit den Reizen und so ist auf vielen Ebenen gut benutzbar, diese
Metapher.
SR: Und ich finde auch, es eine Vereinfachung von Sprache, das finde ich gerade, wenn
einem Überforderung auf das Sprachzentrum schlägt, total hilft zu sagen, „Löffel leer“, statt
„Hier sind meine drei Diagnosen, die in ihrer Komorbidität zusammen jetzt bla, dies, ich
bräuchte tralala“, mensch sagt einfach, „Meine Löffel sind leer, bring mir jetzt eine Cola“,
oder „Ey, meine Löffel sind leer, lass mich jetzt in Ruhe“, oder so, genau, ja, und das reicht
als Begründung.
tier: Genau. Und ich finde auch, in diesem Umgang miteinander, dann ist es ja, wie du
meintest, mit der schlechten Laune oder einfach dieses, ich glaub, niemensch fühlt sich vor
den Kopf gestoßen, wenn eine Person sagt, „Ey, ich kann jetzt gar nicht mehr, meine Löffel
gehen alle, geh bitte nach Hause“ oder so.
SR: Voll, voll, es ist nicht „Du bist mir zu anstrengend, weil ich Migräne habe“, [tier: Genau.]
was schon so ein bisschen…
tier: Genau, das hört sich echt, ja. [SR: Wow.] Das ist wieder so individualisiert, sondern das
einfach, die Welt und meine Behinderung und Schluss. [SR: Schluss.] Genau.
SR: Voll, voll, voll, also da steckt einfach super viel Hilfreiches in diesem Löffelmodell drin, ja.
Ach, genau, eine Sache, die mir noch wichtig wäre, die uns manchmal hinten runterfällt. Wie
hilft dir denn das Löffelmodell im Bezug auf den Umgang mit dir selbst? Weil die wichtigste
Beziehung ist die mit uns selbst.
tier: Ja, und bei sich selber einzuchecken, also… Ich als Autist bin ja bekanntlicherweise nicht
gut darin, bei mir selber einzuchecken und zu sehen, was ich so fühle und so. Also, ich bin ja
einer der Menschen, die Alexithymie hat, das bedeutet, dass wir Schwierigkeiten haben,
unsere eigenen Gefühle zu benennen oder zu… überhaupt zu merken. [SR: Mhm.] Und
deswegen ist manchmal einfach aus… Merke ich vielleicht manchmal nicht, was ich genau
fühle oder so, aber ich merke auf jeden Fall, wenn die Löffel alle sind [SR: Mmmh.], und
dann kann ich z.B. kurz was essen, kurz was trinken, und dann gucken, okay, was fühle ich
denn jetzt eigentlich, anstatt davon auch noch überfordert zu sein.
SR: Also, Selbstfürsorge geht dann schon ohne genau zu wissen, worum es gerade geht, was
ja trotzdem hilfreich ist zu wissen, aber vielleicht einfacher, es rauszufinden.
tier: Total, und das hilft mir halt extrem mit dieser Theorie, weil ich will das ja auch üben,
mit den Gefühlen oder mit den Bedürfnissen zu merken und so, aber manchmal geht das
einfach nicht, weil die Löffel halt so alle sind, und dann kann ich mich um mich selbst sorgen
oder kann das halt kommunizieren, sagen, „Ey, Löffel alle“, und kann halt später mich dann
damit befassen, was eigentlich da gerade los war bei mir.
SR: Voll, also, wie so ein Zwischenschritt.
tier: M-hm.
SR: Ich habe dazu ein Zitat mitgebracht, was ich dir gerne zeigen würde. [tier: Ja gerne.] Und
zwar das habe ich erstmal nur auf Englisch, aber wir können das kurz zusammen übersetzen,
das ist auch nur ein Satz, und das ist von Audre Lorde, und das ist aus einem Essay, über das
wir nachher auch noch reden werden. Aber erstmal möchte ich mit dem Satz da
anschließen, und zwar: „We have been raised to fear the yes within ourselves, our deepest
cravings.“ Also: „Wir wurden großgezogen, um das Ja in uns selbst zu fürchten, unsere
tiefsten Bedürfnisse.“ Was sagt dir dieses Zitat im Zuge der Löffeltheorie?
tier: Ja, das passt wirklich, wie du meintest, zu dem, was ich gerade gesagt habe, dieses… Ja,
es rauszufinden, was mein eigentliches Bedürfnis ist, vielleicht in jeglichen Momenten, kann
schon schwierig genug sein, aber das halt dann auch noch mit verminderten
Energieressourcen und so weiter und so fort [SR: Ja.], macht es ja wirklich sehr schwer.
[SR: Ja.] Aber ich denke, wir alle wollen uns ja in die Richtung entwickeln, dass wir unsere
tiefsten Bedürfnisse erkennen, um halt besser mit uns und einander umzugehen und so
weiter. Also, danke, Audre Lorde, und ich denke, da passt die Löffeltheorie auch rein,
wirklich, mit diesem Beispiel, dieses könnte mir behilflich sein, zu merken, meine Löffel sind
alle, um dann vielleicht… Oder, ich habe zu wenig Löffel, um was zu machen, um dann
vielleicht auch um zu priorisieren, ich kümmere mich dann eher um mich oder um… Damit
ich es irgendwie warm, gemütlich, schön habe, um dann tatsächlich dann auf meine tiefsten
Bedürfnisse irgendwann auch achten zu können. [SR: Ja.] Oder rauszufinden, was sie sind.
SR: Und dahin zu streben.
tier: Ja. Sehr schön, gefällt mir. Ja, und was denkst du zur Löffeltheorie, also hast du da
selber Theorien dazu?
SR: Vielleicht nicht selber Theorien, aber auf jeden Fall so ein paar lose Fäden, würde ich
sagen. Mir geht’s da vor allem darum… Also, ich finde die total sinnvoll und richtig.
Verwende die auch selber sehr viel. Aber, was ich einfach festgestellt habe in Beziehung zu
weißen Personen, dass mir da die Ebene der Macht drinne fehlt. Gut, es ist eine Theorie, die
im Café geschrieben worden ist. Also, es ist jetzt keine Kritik an der Theorie, eher in dem,
wie wir manchmal damit umgehen. Weil, du hast ja gerade beschrieben, dass es schwer ist,
rauszufinden, was mensch braucht. Und dieses „We“ was Audre da beschreibt, das ist ja
sehr groß gefasst. Aber ich glaube, dass wir das auch jeweils anders verstehen können. Was
ich damit meine ist: Wie weit hat uns Gesellschaft davon weggebracht, dass unsere
Bedürfnisse eine Rolle spielen dürfen? Und wie groß ist die Differenz, die wir überwinden
müssen?
tier: Ja, und für wen?
SR: Für wen? Genau. Und ich glaube, für dich als weiße Person ist diese Differenz kleiner,
wie für eine schwarze Person. Genau deswegen haben wir noch ein Zitat mitgebracht, das
wir jetzt aber direkt auf Deutsch vorlesen, auch aus Uses of the Erotic, genau, auch von
Audre Lorde. Und ja, ich versuche es mal vorzulesen, und danach liest simo_tier das dann
noch mal auf Englisch vor:
„Die Kraft, die wir durch das Teilen unsere Gefühle schöpfen, ist etwas anderes als die
Gefühle voneinander nur zu benutzen wie ein Taschentuch. Wenn wir wegschauen von
unseren geteilten Erfahrungen in der Erotik oder sonst im Leben, nutzen wir die Gefühle der
anderen Person, die die Erfahrung mit uns teilt, aus, statt ein Gefühl zu teilen. Und das
Gegenüber zu nutzen ohne dessen Konsens ist ein Ausnutzen. Dieses Ausnutzen ist
Misshandlung.”
tier: „To share the power of each other’s feelings is different from using another’s feelings
as we would use a kleenex. When we look the other way from our experience, erotic or
otherwise, we use rather than share the feelings of those others who participate in the
experience with us. And use without consent of the used is abuse.“
SR: Das wollte ich unbedingt mit einbringen bei der Löffeltheorie, erstens, weil wir schon
öfter darüber gesprochen haben auch, aber auch weil da eine total spannende Theorie mit
reinkommt. Und die heißt „The Wheel of Consent“, also das Rad des Konsens, und das könnt
ihr euch online angucken, etwas ausschweifender. Aber, was dieses Rad letztendlich
beschreibt, ist, dass es vier verschiedene Ebenen gibt, die konsensuell sind. Nämlich
Nehmen, Empfangen, Erlauben und Dienen. Und wenn diese stattfinden ohne die
Zustimmung von beiden Seiten, dann ist es außerhalb dessen. Und das, was außerhalb
dessen ist, wird in dieser Theorie sogar ganz klar benannt als Versklavung, Krieg, Diebstahl,
Vergewaltigung, Kolonialismus und so weiter und so fort. Und das Erlauben, etwas nur zu
hören an Gefühlen, und wenn du zum Beispiel sagst „Ich habe keine Löffel mehr, mir geht’s
ganz schlecht“, dann erlaube ich das ja. Weil, wenn ich gerade das zum Beispiel nicht
erlauben wollen würde, weil es mir vielleicht gerade nicht gut geht oder ich gerade schon
genug voll weißen Leuten hatte an dem Tag, und du vorher nicht eincheckst, ob ich das
gerade hören möchte, dann wäre das ja außerhalb des Rads des Konsenses. [tier: Stimmt!]
Und das wäre dann, nach diesem Rad, eben ein Tolerieren, Ertragen, Fußabtreter, Opfer.
Und ich glaube, das ist etwas, worüber wir als behinderte Personen nicht so gerne reden
wollen. Das ist… Also im Englischen heißt das Oversharing. … Auch immer so ein bisschen ein
Spiel, ist: wer schreit zuerst „Ich habe ein Bedürfnis“, weißt du, was ich damit meine?
tier: Auf jeden Fall. Wer schreit zuerst „Ich habe keine Löffel mehr, ich brauche
Unterstützung!“?
SR: Genau! Und warum schreit die Person zuerst?
tier: Genau, genau. Also da kommen mir aus meinem Leben schon mehrere Beispiele, auch
wo es halt in Gruppen von Leuten mit verschiedensten Beeinträchtigungen, sage ich mal so,
körperlich und psychisch, geistig und so weiter. Ja, aus meiner Erfahrung sind das halt
eigentlich fast immer die weißen AFABs, die als erstes am lautesten schreien. Also…
SR: Und das ist so ein Problem, was ich mit dem Verwenden der Theorie, sagen wir mal
eher, habe, dass…. Sie macht ja total Sinn im Sinne von: Ich für mich einzelnd, [tier: Ja.] ich
habe keine Löffel mehr, deswegen kann ich diese eine Sache nicht mehr machen. Was
Christine ihrem Text ja auch total hilfreich schreibt ist dieses Ding von: Deswegen sitze ich
am Ende des Tages nach unserer Verabredung da und überlege: Kann ich es jetzt noch
schaffen, mir Essen zu kochen? Aber dann schaffe ich es nicht, mich zu duschen. Oder muss
ich mir Essen bestellen, weil ich mich duschen muss, um es morgen zur Arbeit zu schaffen?
Oder hätte ich das Treffen gleich lassen sollen, weil ich kein Geld habe, um Essen zu
bestellen, aber essen muss und duschen. [tier: Ja.] An diesem Abschnitt im Text finde ich
kommt das voll gut raus, dieses Ding von Geldzugang, Ressourcenzugang. Und ich würde es
mir quasi noch am Anfang wünschen, wer ist überhaupt mit sich selbst so in Verbindung, um
das Verletzen der eigenen Grenzen als Problem wahrzunehmen.
tier: Und auch benennen zu können. [SR: Genau.] So öffentlich benennen zu können, sogar.
SR: Ohne Gefahren auch sich auszusetzen. [tier: Genau.] Also mir fällt natürlich sofort so die
Frage des Schwarzen männlichen Körpers ein, also wie sehr kann ein Schwarzer Körper
sagen „Ich bin schwach, ich kann nicht mehr“? In der Zeit der Versklavung hat das zum Tod
geführt, weil du nicht mehr dienen konntest. Oder wie sehr kann ein Schwarzer
feminisierter Körper sagen „Ich bin schwach, ich kann nicht mehr“? Das hat historisch zu
Vergewaltigung vom Slave Master geführt, weil du dann eher ins Haus verlegt worden bist
und da der Gefahr eher ausgesetzt warst. Also es gibt einfach verschiedene so Layers of
Power, also Ebenen von Macht, die mit da reinspielen. Nicht nur: Wer wird gehört?,
sondern: Wer kann sich überhaupt erlauben, mit dem eigenen Körper auf diese Art in
Verbindung zu stehen? Weil, wenn du es nicht fühlst, dass du völlig am Ende bist, ist der
Verlust, dass die Gesellschaft dem keinen Raum gibt, sehr viel kleiner. Und das ist ein
bisschen mein Struggle mit der Löffeltheorie. Dass es sich langsam ein bisschen so anfühlt,
wie nur die, die die richtige Sprache verwenden, dürfen Bedürfnisse und Ansprüche an
Räume stellen. [tier: Ja.] Weil sie sagen müssen „Ich möchte Teilhabe, wegen der
Löffeltheorie, wegen Inklusion“. Weißt du, so. Und gar nicht gefragt wird, ob der
Geflüchtete mit Kriegstrauma aber vielleicht gerne lieber Reggae statt Techno hören würde.
[tier: Ja.] Weil Techno halt krass nach Kriegsgeräuschen klingt. Aber der kennt vielleicht
nicht die Löffeltheorie oder selbst wenn, würde er sich das auch nicht mit reinrechnen.
Weißt du, was ich meine?
tier: Total. Ja, das macht viel Sinn und das ist auf jeden Fall, was da auch bedacht werden
soll in, sag ich mal, Spoonie-Kreisen.
SR: Und wir haben ja in der letzten Folge… Also hört die gerne nochmal an, weil wir jetzt ein
bisschen darauf aufbauen werden. … gesprochen über das soziale Modell von Behinderung,
und ich finde, das wäre eigentlich mein Wunsch. Dass, wenn, ich sag jetzt mal, drei Leute
sind zusammen unterwegs und die weiße AFAB Person, wie du gerade gesagt hast, merkt,
„Oh, es ist mir zu laut, meine Löffel gehen leer.“ Es vielleicht der Punkt nicht nur ist „Ich bin
besonders und anders, deswegen sind meine Löffel leer und ich kann die Geräusche nicht
gut ab.“ Sondern eher gesagt wird: „Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mir ist es gerade
ein bisschen zu laut. Wie geht’s euch eigentlich mit lauten Geräuschen?“ Weil die
Löffeltheorie kann ja auch hilfreich sein, ohne sich damit herauszustellen, sondern…
tier: „Wollte fragen, wie ist euer Löffelkontingent?“ Ist halt auch eine gute Frage.
SR: Genau. „Wie geht’s euch gerade damit?“ Und vielleicht bricht dann die nächste Person
direkt ins Weinen aus und sagt, „Krass, ich wusste gar nicht, dass mich das überfordern darf.
Danke, dass du fragst.“ Genau das, was ich ehrlich sagen möchte. Ich glaube, wir tricksen
uns ein bisschen selber aus mit diesem Löffelmodell, dass wir wieder in dieses medizinische
Modell damit rutschen. [tier: Ja.] Weißt du, was ich meine? Also, wir betrachten uns als
Individualproblem [tier: Ja.], das gerade irgendwas nicht kann. Und das… Also manchmal
stimmt das ja auch, aber ich glaube, voll oft, wenn wir in Gruppen sind und mensch merkt:
Mir ist das gerade zu viel, und ich übe das gerade ganz toll, und man fragt dann, „Wie geht’s
euch?“, sagen meistens drei, vier Leute so, „Ey…“
tier: „Ja, danke, dass du das sagst. Boah.“
SR: Und ich glaube, das wäre so die Löffeltheorie 2.0, die ich mir wünschen würde.
tier: Ja, wirklich dieses „Ah, ich bin hier mit mehreren Leuten, meine Löffel gehen langsam
alle. Geht’s euch ähnlich?“
SR: Genau. „Wem geht’s auch so? Und was brauchen wir?“ Nicht im Sinne von, das ist erst
gültig wenn es mehrere brauchen.
tier: Ne, aber für auch ‘ne, sage ich mal… Deswegen, das finde ich bei solchen Theorien auch
halt sehr hilfreich. Dann könnte halt auch eine nicht-behinderte Person gerade sagen, „Ey,
nee, stimmt. Ich hatte so einen anstrengenden Tag heute und jetzt ist diese Musik mir
wirklich auch zu laut und es wäre schon schön, irgendwo ein bisschen rauszugehen.“
SR: Voll. Und das löst auch diese Grenze auf von: Nur die, die diagnostiziert sind, sind
behindert und dürfen die Löffeltheorie als Basis und tralala haben.
tier: Genau, genau. Da gab’s ja auch schon mehrere Debatten und da wurde die Christine
auch, also über das Internet, auch gefragt, „Dürfen wir Deprimierte auch die Löffeltheorie
benutzen?“, „Dürfen wir Autist*innen auch die Löffeltheorie benutzen?“ Und sie war immer
so: „Ja, wenn das halt für eure Lebensrealität irgendwie Sinn macht, dann könnt ihr
natürlich die Löffeltheorie benutzen. Das ist kein Wer-darf-und-wer-darf-nicht.
SR: Ich finde halt, und deswegen verwende ich das auch im Umgang mit Schwarzen Leuten,
unabhängig von ihren Einschränkungen. Sobald du gesellschaftlicher Unterdrückung
ausgesetzt bist, ist die Löffeltheorie hilfreich für dich. Weil das heißt, du hast von Haus aus
weniger Ressourcen. [tier: Genau.] Du kannst dir von Haus aus weniger leisten, die
Ressourcen einfach wegzuballern, [tier: Ja und dann…] weil du von Haus aus nicht so schnell
aufladen kannst.
tier: Total, und deine Ressourcen, wenn du als marginalisierte Person dein Haus verlässt,
verlierst du automatisch sehr viel schneller deine Energieressourcen, weil du halt einfach
der Außenwelt ausgesetzt bist, sage ich mal.
SR: Deswegen, ich finde die Löffeltheorie extrem sinnvoll, extrem hilfreich. Ich bin sehr
bereit dafür, dass wir das Leuten wegnehmen, die damit rücksichtslos alles in ihre Richtung
drehen. Aber ja, alles kann instrumentalisiert werden,. Ein Yay mit Fußnote.
tier: Ja, genau, voll gut. Finde ich auch. Und auf jeden Fall gerne die Löffeltheorie weiteren
Leuten erklären, das denke ich, hilft auch immer. [SR: Auf jeden Fall.] Und eben da bloß kein
Gatekeeping betreiben. [SR: Und…] Ich glaube, das können wir gut sagen.
SR: Ja, und übt auch trotzdem weiter über Bedürfnisse zu reden, ganz ohne das Wort zu
verwenden. Weil, es sollte helfen und nicht einschränken.
tier: Genau, es ist halt kein Ersatzwort, um über Bedürfnisse zu reden.
SR: Ja, ich glaube, damit können wir das gut abschließen.
tier: Wie immer findet ihr ein Script auf unserer Website und könnt uns unterstützen wie
Patreon, wo ihr uns monatlich was spenden könnt. Oder wenn ihr einmalig uns was spenden
möchtet, geht’s auch über unseren PayPal-Account und über eine Kontonummer. Das steht
alles unten in den Show Notes.
SR: Und vielen, vielen, vielen Dank an alle, die uns monatlich per Überweisung oder per
Patreon Geld schicken, die uns E-Mails schicken und einfach die zuhören, weil all das uns
darin bekräftigt und bestärkt dieses Projekt weiter umzusetzen. Eure Ressourcen, egal ob
Zeit oder Geldressourcen, was auch immer ihr uns gebt, bedeuten uns total viel. Vielen
Dank.
tier: Danke. Wenn ihr Fragen oder Themenwünsche oder Ideen, Kritiken, gute oder auch
schlechte habt, oder negative, sage ich mal, schickt sie uns per E-Mail gerne an
rampereicht@gmail.com.
SR: Ihr erfahrt alles über Social Media. Am einfachsten erfahrt ihr es, indem ihr uns in eurer
Podcast-App abonniert.
tier: Genau, wir sind da überall zu finden.
SR: Ich bin SchwarzRund und ihr findet mich überall, also, naja, auf Twitter und Instagram
unter @SchwarzRund.
tier: Ich bin simo_tier und ihr findet mich, ich habe nur Instagram, als @simo_tier.
Beide: Wir sind verrückt, behindert, krank, queer, nicht-binär, migriert, Schwarz, trans – und
dieser Podcast ist es auch.
****ENGLISH
Rampe Reicht – Season 3, Episode 2: The Spoon Theory
Ramp? Enough. 20 minute podcast about the spoon theory.
SR: I’m SchwarzRund and I’m still writing my doctoral thesis for the next few years.
tier: I’m simo_tier and I’m trying to make a new zine right now.
SR: Nice.
tier: Right. Today we’re going to talk about the spoon theory or…
SR: Wow, wow, wow, wow, wow. Can you use the word in a sentence?
tier: Yes, of course. For example, „Today I have very few spoons to leave the house.“ [SR:
Hmm.] Then people would usually ask, „What do you mean by spoons? Do you need spoons
to leave the house?“
SR: „What do you want with all those spoons?“
tier: Exactly, and here we come to the spoon theory or this example of the spoon, which
stands for something specific.
SR: Exactly, for resources. So, I’ll try to give you another example. For me, spoons often
stand for how much I can withstand external stimuli, and sometimes I have a lot of spoons
to withstand stimuli, but at some point they are empty, and then I need stimulus reduction.
That would be an example. But tell me, where does that come from and why are we talking
about spoons?
tier: Yes, in the, let’s say, disabled scene, we’ve been talking about spoons for a very long
time, and there have been communities on the Internet for a long time where people call
themselves „spoonies“. Or we call ourselves „Spoonies“. So, that comes from the English
word „Spoon Theory“. This also comes from English, or rather US-American. The term or
concept was developed by Christine Miserandino.I think in 1994. This is a person who has
lupus. The story goes, she was sitting in a café with a friend and tried to explain to her friend
what her energy or strength looks like on each day and how different factors affect how
much strength or energy she has for that day. And since they were sitting in a café at the
time, there was a jar with a lot of cutleries in it, and then she just took the spoons out and
said, well, we can illustrate that with the spoons here. For example, I have five spoons for
each day as energy reserves. So, a disabled person with lupus, which robs a lot of energy.
And e.g. you as an able-bodied or non-disabled person also have five spoons. Now let’s start
our day. And what usually happens? So, you make yourself breakfast or take a shower or
things like that. And maybe for the girlfriend, who is not disabled, it doesn’t cost any energy
reserves or spoons or only half a spoon. But for Christine, she said, just getting up, taking
care of the food and above all, what we many of us know, showering and getting dressed,
that costs her two spoons already. And then she only has three for the rest of the day. And
on that day, she might have to go shopping or meet friends or work or take care of food
later. And all these things play into these energy reserves. And above all, we know that too,
so we, who have problems with energy reserves, or, as you said, with the stimulus reserves
and such, on some days all spoons are gone very quickly, and you need more. And then you
metaphorically borrow spoons from the next day to get things done that day, but the next
day you start with maybe only three spoons instead of five.
SR: Exactly, because you’ve used one more. But for one, you’ll pay two the next day.
tier: Exactly, exactly. And then you only have three spoons that day, but we… You would
actually have to work or have a doctor’s appointment and then you would also have to take
care of food, personal hygiene and the whole household and children, animals or
whatever… Care work. It just doesn’t come together at the front and back. Exactly, that’s
the basis of the spoon theory.
SR: One point that she also brings up or brings up in the essay, which I think is super
important, is also the question: How quickly are these spoons recharged? [tier: Yes.] So,
even if the non-disabled girlfriend also spends all five spoons, for example, I would say, she
can just lie down for 20 minutes or drink coffee and have five spoons again. [tier: Exactly,
exactly.] While the regeneration time in lupus is much slower. Thanks to you for explaining.
So, first of all, this is a theory that we can use, but it can also be used in everyday life. [tier:
Totally.] How does the word help in everyday life to talk to each other, I would say, among
disabled people?
tier: I think it totally helps in this, when people check in with each other, how are you
today? Or it’s enough for me if you tell me in the morning, „Hey, I somehow have one spoon
today to do it all“, then we don’t need to have a big conversation about it, but then it’s like,
okay, how can we somehow get you through the day or something? Right? And just this,
when you’re on the road, sometimes like this, „Now slowly the spoons are running out, now
I’d just set off for home.“ [SR: Yes, completely.] Stuff like that.
SR: I also find it helpful to be able to better classify a bad mood, for example. Well, I don’t
always notice when I go grumpy, but I do notice when my spoons go empty, then I can say,
„Now my spoons are empty, from now on don’t talk to me anymore because I’m struggling
with other things right now.“ And that’s exactly how we treat the animals we care for, for
example.
tier: Exactly, so my dog is also neurodivergent, I’d say. And with him, it’s so clear when the
spoons are gone. So, it’s really this, I know, when he’s well-rested and stuff, and then some
negative stimuli happen outside, I say, and then you really notice how the spoons are taken
away from him, and he then somehow… For example, if I have planned to go for a longer
walk, which is then shortened considerably because the dog has no more spoons and then
has to go home to regenerate.
SR: Absolutely. And I think it also helps so that we don’t always have to know each other’s
diagnoses. [tier: Oh yes.] Or having to share our exact specific symptoms on the day, so it’s
not that it’s bad to be disabled now, but sometimes it’s nice not to have to name everything
again because you might just be annoyed by your own limitations and disabilities.
tier: Totally, and for many of us it’s multiple diagnoses or multiple disabilities or illnesses,
and sometimes, maybe you have a migraine, and then your spoons are gone, but you don’t
have a migraine every day. Right? [SR: Totally.] And for the stimuli it’s well usable on many
levels, this metaphor.
SR: And I also think it’s a simplification of language, that’s what I find especially when you’re
language center is overwhelmed, it totally helps to say, „Spoons empty“, instead of „Here
are my three diagnoses, which in their comorbidity together now blah, this, I need tralala“,
you just say, „My spoons are empty, bring me a Coke now“, or „Hey, my spoons are empty,
leave me alone now“, or something like that, exactly, yes, and that’s enough of a reason.
tier: Exactly. And I also think that in this way of dealing with each other, then it’s like you
said, with the bad mood or just this, I don’t think anyone feels offended when a person says,
„Hey, I can’t do it anymore, my spoons are running low, please go home“ or something like
that.
SR: Right, exactly, it’s not „You’re too exhausting for me because I have migraines“, [tier:
Exactly.] which is a bit…
tier: Exactly, that sounds really… Yes. [SR: Wow.] That’s so individualized again, but that’s
just the world and my disability and that’s it. [SR: That’s it.] Exactly.
SR: Right, right, right, so there’s just a lot of helpful stuff in this spoon model, yes. Oh,
exactly, one thing that would be important to me, which sometimes falls behind us. How
does the spoon model help you in terms of dealing with yourself? Because the most
important relationship is with ourselves.
tier: Yes, and to check in with yourself, so… As an autistic person, I am known not to be
good at checking in with myself and seeing what I feel and so on. Well, I’m one of those
people who has alexithymia, which means that we have difficulty naming or expressing our
own feelings, at all. [SR: Mhm.] And that’s why sometimes it’s just… Maybe sometimes I
don’t notice what I’m feeling or something, but I definitely notice when the spoons are
empty [SR: Mmmh.], and then I can, for example, quickly eat something, quickly drink
something, and then look, okay, what am I actually feeling now, instead of being
overwhelmed by it.
SR: Well, self-care can be done without knowing exactly what it’s all about, which is still
helpful to know, but maybe easier to figure it out.
tier: Totally, and that helps me a lot with this theory, because I also want to practice
memorizing with the feelings or with the needs and so on, but sometimes that just doesn’t
work because the spoons are just empty, and then I can take care of myself or can just
communicate that, say, „Hey, spoons empty“, and later I can deal with what was actually
going on with me.
SR: Absolutely, well, like an intermediate step.
animal: M-hm.
SR: I brought a quote that I would like to show you. [tier: Yes, of course.] And that’s what I
only have in English for now, but we can translate it briefly together, that’s just one
sentence, and that’s from Audre Lorde, and that’s from an essay that we’ll talk about later.
But first I would like to follow up with the sentence: [quote in German translation]
So, „We were raised to fear the yes in ourselves, our deepest needs.“ What does this quote
tell you in the course of spoon theory?
tier: Yes, that really fits, as you said, with what I just said… Figuring out what my real need
is, maybe at any moment, can be difficult enough, but that also with reduced energy
resources and so on and so forth [SR: Yes.], makes it very difficult. [SR: Yes.] But I think we
all want to develop in the direction that we recognize our deepest needs in order to deal
better with ourselves and each other and so on. So, thank you, Audre Lorde, and I think
that’s where the spoon theory fits in, really, with this example, this might help me to realize,
my spoons are all gone, and then maybe… Or, I don’t have enough spoons to do something,
and then maybe also to prioritize, I’m more likely to take care of myself… So that I somehow
have it warm, cozy, beautiful, so that I can actually pay attention to my deepest needs at
some point. [SR: Yes.] Or find out what they are.
SR: And to strive for that.
tier: Yes. Very nice, I like it. Yes, and what do you think about the spoon theory, so you have
theories about it yourself?
SR: Maybe not theories myself, but definitely a few loose threads, I would say. For me, it’s
all about… So, I think it makes total sense and is right. I also use them a lot yourself. But
what I’ve just found in relation to white people is that I don’t have the level of power in
there. Well, it’s a theory that’s been written in a café. So, it’s not a critique of the theory
now, rather in how we sometimes deal with it. Because, as you just described, it’s hard to
find out what you need. And this „we“ that Audre describes is very broad. But I believe that
we can also understand it differently in each case. What I mean by this is: How far has
society taken us away from our needs being allowed to play a role? And how big is the
difference we have to overcome?
tier: Yes, and for whom?
SR: For whom? Exactly. And I think for you as a white person, that difference is smaller than
it is for a black person. That’s exactly why we brought another quote, which we now read
directly in German, also from Uses of the Erotic, exactly, also from Audre Lorde. And yes, I’ll
try to read it aloud, and then simo_tier reads it out again in English:
[quote in German translation]
tier: „To share the power of each other’s feelings is different from using another’s feelings
as we would use a kleenex. When we look the other way from our experience, erotic or
otherwise, we use rather than share the feelings of those others who participate in the
experience with us. And use without consent of the used is abuse.“
SR: I really wanted to bring that into the spoon theory, firstly because we’ve talked about it
several times before, but also because there is a totally exciting theory involved. And it’s
called „The Wheel of Consent“, and you can find it online, a little more extravagantly. But
what this wheel ultimately describes is that there are four different levels that are
consensual. Namely, taking, receiving, allowing, and serving. And if these take place without
the consent of both sides, then it’s outside of that. And what is outside of this is even clearly
named in this theory as enslavement, war, theft, rape, colonialism, and so on and so forth.
And allowing yourself to hear something only in terms of feelings, and if you say, for
example, „I don’t have any more spoons, I’m feeling really bad,“ then I allow that. Because,
for example, if I didn’t want to allow that, because maybe I’m not feeling well right now, or I
just had enough white people that day, and you don’t check in beforehand to see if I want to
hear that right now, then that would be outside the wheel of consensus. [tier: That’s right!]
And that would be, according to the wheel, just a toleration, enduring, doormat, sacrifice.
And I think that’s something that we, as disabled people, don’t want to talk about. This is…
So in English this is called oversharing. … It’s always a bit of a game: who screams „I have a
need“ first, you know what I mean by that?
tier: Definitely. Who will be the first to scream „I don’t have any more spoons, I need
support!“?
SR: Exactly! And why does the person scream first?
tier: Right, exactly. So, there are several examples from my life, even where it is in groups of
people with different impairments, let’s put it this way, physical and psychological, mental
and so on. Yes, from my experience, it’s almost always the white AFABs who scream the
loudest first. So…
SR: And that’s one of the problems I have with using theory, let’s say rather, that… It makes
total sense in the sense of: Me individually, [tier: Yes.] I don’t have any spoons anymore, so I
can’t do this one thing anymore. What Christine also writes in her text is this thing of: That’s
why I sit there at the end of the day after our appointment and think: Can I still manage to
cook myself food now? But then I can’t take a shower. Or do I have to order food because I
have to take a shower to make it to work tomorrow? Or should I have skipped the meeting
right away because I don’t have money to order food, but I need to eat and take a shower.
[tier: Yes.] In this section of the text, I think it comes out really well, this thing about access
to money, access to resources. And I would like to see it at the beginning, who is in touch
with themselves in the first place to perceive the violation of their own boundaries as a
problem.
tier: And also, to be able to name it. [SR: Exactly.] To be able to name so publicly, even.
SR: To expose oneself without danger. [tier: Exactly.] Of course, the question of the Black
male body immediately comes to mind, so how much can a Black body say „I’m weak, I can’t
take it anymore“? In the time of enslavement, this led to death because you could no longer
serve. Or how much can a Black feminized body say „I’m weak, I can’t take it anymore“?
Historically, this has led to rape by the slave master, because you were more likely to be
moved into the house and more exposed to danger. So, there are just different layers of
power that play into it. Not only: Who is heard?, but: Who can even allow themselves to be
in contact with their own body in this way? Because if you don’t feel like you’re completely
finished, the loss that society doesn’t give space to that is much smaller. And that’s a bit of
my struggle with spoon theory. The fact that it is starting to feel a bit like only those who
use the right language are allowed to place needs and demands on spaces. [tier: Yes.]
Because they have to say, „I want participation, because of the spoon theory, because of
inclusion.“ You know, like that. And they don’t even ask whether the refugee with war
trauma would perhaps prefer to listen to reggae instead of techno. [tier: Yes.] Because
techno sounds blatantly like the sounds of war. But maybe he doesn’t know the spoon
theory, or even if he did, he wouldn’t take it into account. You know what I mean?
tier: Totally. Yes, that makes a lot of sense and that’s definitely what should be considered
in, let’s say, spoonie circles.
SR: And we talked in the last episode… So, feel free to listen to it again, because we’re going
to build on it a little bit now. … We talked about the social model of disability, and I think
that would actually be my wish. That if, I’m going to say, three people are out together and
the white AFAB person, as you just said, realizes, „Oh, it’s too loud for me, my spoons are
empty.“ It might not just be the point „I’m special and different, that’s why my spoons are
empty and I can’t pick up the noises well.“ Rather, they say: „I don’t know about you, but it’s
a bit too loud for me right now. How do you feel about loud noises?“ Because the spoon
theory can also be helpful without prioritizing oneself, but…
tier: „I wanted to ask, what’s your spoon quota?“ That’s just a good question.
SR: Exactly. „How are you doing with that right now?“ And maybe the next person will burst
into tears and say, „Wow, I didn’t know that this could be too much for me. Thanks for
asking.“ Exactly what I honestly want to say. I think we’re tricking ourselves a little bit with
this spoon model, so that we’re slipping back into this medical model with it. [tier: Yes.] You
know what I mean? So, we see ourselves as an individual problem that can’t do something
right now. And that… Well, sometimes that’s true, but I think it’s very often when we’re in
groups and you realize: It’s too much for me right now, and I’m practicing it really well right
now, and then you ask, „How are you?“, usually three or four people say, „Hey…“
tier: „Yes, thank you for saying that. Wow.“
SR: And I think that would be the spoon theory 2.0 that I would like to see.
tier: Yes, really this „Ah, I’m here with several people, my spoons are slowly running out. Do
you feel the same way?“
SR: Exactly. „Who feels the same way? And what do we need?“ Not in the sense of, that is
only valid if several need it.
tier: No, but also for a, I’d say… That’s what I find very helpful with these theories. Then
even a non-disabled person could just say, „Hey, no, that’s right. I had such a busy day today
and now this music is really too loud for me and it would be nice to go out a bit
somewhere.“
SR: Absolutely. And this also dissolves this boundary of: only those who are diagnosed are
disabled and are allowed to have the spoon theory as a basis and tralala.
tier: Right, exactly. There have already been several debates and Christine was also asked
via the Internet, „Are we depressed people also allowed to use the spoon theory?“, „Are we
autistic people also allowed to use the spoon theory?“ And she was always like, „Yes, if that
makes any sense to the reality of your life, then of course you can use the spoon theory.
This is not a who-may-and-who-may-not.
SR: I think so, and that’s why I use it when dealing with Black people, regardless of their
limitations. Once you are exposed to societal oppression, the spoon theory is helpful for
you. Because that means you have fewer resources by default. [tier: Exactly.] You can’t
afford to just blow away the resources, [tier: Yes, and then…] because you can’t charge as
fast by default.
tier: Totally, and your resources, if you leave your house as a marginalized person, you
automatically lose your energy resources much faster, because you are simply exposed to
the outside world, I would say.
SR: That’s why I think the spoon theory is extremely useful, extremely helpful. I’m very
willing for us to take that away from people who ruthlessly turn everything in their
direction. But yes, everything can be instrumentalized. A „yay“ with a footnote.
tier: Yes, exactly, really good. I think so too. And in any case, I like to explain the spoon
theory to other people, I think that always helps. [SR: Definitely.] And just don’t engage in
gatekeeping. [SR: And…] I think we can say that well.
SR: Yes, and still practice talking about needs without using the word. Because, it should
help and not restrict.
tier: Exactly, it’s just not a substitute word to talk about needs.
SR: Yes, I think with that we can wrap it up well.
tier: As always, you can find a script on our website and support us like Patreon, where you
can donate something to us every month. Or if you would like to donate something to us
once, you can also do so via our PayPal account and an account number. It’s all in the show
notes below.
SR: And many, many, many thanks to everyone who sends us money monthly via bank
transfer or Patreon, who sends us emails and just listens, because all of this affirms and
encourages us to continue to continue this project. Your resources, whether it’s time or
money, whatever you give us, means a lot to us. Thank you very much.
tier: Thank you. If you have any questions or topic requests or ideas, criticisms, good or bad,
or negative, I’d say feel free to send them to rampereicht@gmail.com by e-mail.
SR: You find all of that on our social medias. The easiest way to find out is to subscribe to us
in your podcast app.
tier: Exactly, we can be found everywhere.
SR: I’m SchwarzRund and you can find me everywhere, well, on Twitter and Instagram at
@SchwarzRund.
tier: I’m simo_tier and you’ll find me, I only have Instagram, as a @simo_tier.
Both: We are crazy, disabled, sick, queer, non-binary, migrated, Black, trans – and so is this
podcast.